SEBASTIAN WISWEDEL
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Abfall und Architektur  
     

Stadttor, Düsseldorf Ingenhoven und Overdiek, 1996

welches von diesen zwei Gebäuden ist hier der Abfall?

Man könnte sagen, dass hier der Neubau auf der rechten Seite -das Stadttor in Düsseldorf- das aktuellere, modernere Gebäude ist. Die Verwendung von ausgefeilten Glas und Stahlkonstruktionen, von Thermischen Doppelfassaden usw. macht es zu einem wertvollem Juwel. Dagegen stehen die Wohnhäuser an der Seite im direkten Kontrast: ältere, mehrfach umgebaute kleine Wohnungen. Sie haben allerdings einen menschlichen Massstab, sind individuell verändert und angepasst worden, dagegen wirkt das Stadttor unmenschlich in seiner kalten Perfektion und brutal in seinem Eindringen in ein vorhandenes Wohngebiet. Der Abfall zeigt sich hier in der Bewertung der Gebäude, oder vielmehr in der Veränderung der Wertigkeit die hier vor sich gegangen ist.

Die Wohnhäuser haben plötzlich eine Schritt erfahren, die sie von einem zwar vergänglichen, aber aktzepierten Bereich der Anteilnahme zu etwas überflüssigem degradiert hat. Sie wirken fehlplaziert und in der Anschauung derjenigen, die das Stadttor durchgesetzt haben, als störende Elemente. Sie wurden zu Abfall, gerade weil Sie im Kontrast und in einem Massstab existieren, der zu dem des nun (vor)herschenden Ausdrucks im Gegensatz steht.