SEBASTIAN WISWEDEL
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Bordell in Bremen

Geheimnis und Voyeurismus sind die Aspekte in der Architektur, die mich interressieren.

der Vorhang
Als trennende, aber doch durchlässige räumliche Abgrenzung liegt der Vorhang nahe. es gibt ihn in vielen Variationen: roter Samt, Ketten, Filz, Gaze usw...
Er trennt, aber gleichzeitig kann man hindurchsehen und hindurchschreiten. Er macht neugierig auf das, was sich hinter ihm befinden könnte. Man will ihn aufziehen, um die Neugier zu befriedigen. Ist er halb-durchsichtig, so deutet er nur an. Er verundeutlicht die Dinge, aber macht sie anscheinend direkt greifbar. Der Vorhang erhöht das Verlangen und regt den Voyeur an.

Raum
Mit einer semi-transparenten Struktur ergibt sich die Möglichkeit verschieden Vorhang-Ebenen miteinander zu kombinieren und mit ihrer Anordnung, unterschiedlichen Materialitäten und Transparenzen zu spielen. Die Reihenfolge und Anzahl von Vorhängen bestimmt die Stärke von Trennungen und Abgeschlossenheit von ineinander übergehenden Räumen. Dadurch entsteht zusätzlich eine Tiefe des Raumes.
Es entsteht eine neue Form der Perspektive, nicht in traditioneller Weise durch eine Raumflucht, sondern durch die Schichtung von Vorhangebenen.

sinnliches Bauen
Ich hoffe auf eine Stimulierung der Phantasie, die den sonstigen Genuß noch steigert. Das Gebäude soll körperlich erlebbar sein, selber zu einem Körper werden und das eigene Körperempfinden noch steigern. Dazu sollten die Raumbegrenzungen möglichst sensorisch reizvoll sein, das heisst spielerisch mit Licht, Formen und Materialien umgehen. Dies alles eingebunden in einen kulturellen Kontext der schon eine gewisse Spannung erzeugt.
Ein Gebäude, das diese Spannung weiter hinauszögern kann, zielt mehr auf den Bauch als auf den Kopf, kann mehr Emotion als Verstand sein. Vieles bleibt dabei im Unklaren und vertraut immer wieder auf das Spiel von Verhüllen und Enthüllen.