SEBASTIAN WISWEDEL
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Abfall und Architektur  
     

Otto Salvisberg, Maschinenlabor der ETH Zürich, 1930-34

Hier wurden die Heizungsrohre direkt unterhalb des Treppengeländers des Einganges verlegt. Also sichtbar an prominenter Stelle und eben nicht verschlossen in irgendeinem Schacht oder in der Mauer. Es sind keine Heizkörper sondern einfache Zuleitungen, die ansonsten als reine technische Installation gelten und möglichst unsichtbar gemacht werden. Zusätzlich wurden sie mit einem silbernen Anstrich versehen, der sie nochmals deutlicher hervortreten lässt und in Kontrast zu dem roten Treppengeländer setzt.

Heizungsinstallation ist etwas, welches in unserer Beobachtung und Bewertung von Architektur normalerweise in die Kategorie Abfall fällt, es existiert nicht. Es wurde also Abfall in dem Sinne verwendet, dass etwas Verborgenes entdeckt wurde. Anschliessend wurde es nicht nur einfach sichtbar gemacht, sondern noch durch eine geschickte farbliche Hervorhebung zusätzlich betont. Dabei wird es aber zu nichts anderem als es vorher war, nur die Wertung des Betrachters verändert sich. Die Heizungsrohre sind immer noch Heizungsrohre, aber es sind jetzt welche, die ich sehe und damit bedeutsam werden. Wir halten vielleicht inne, staunen, bewundern sie oder finden sie ekelhaft (sie könnten uns natürlich auch immer noch ganz egal sein).

Gerade in ihrer verschiedenartigen und punktuellen Hervorhebung der Rohre zeigt sich, denke ich, ein deutliches Wollen. Das oft angewendete einfache Sichtbarlassen von Installations -Leitungen und Rohren kann diesen Vorgang des Entdeckens und Meinungsbildens nicht entstehen lassen.
Neben einer formalen Treppen und Eingangsformation und einer ausgewählten Farbkomposition ist es gerade diese Begegnung mit Abfall, die eine ästhetische Wirkung auslöst.